Am nördlichen Stadtrand, in der Nähe des Friedhofes gibt es einen dicht mit Bäumen bewachsenen Wald.
Der Wald hat einen Wanderweg, der oft genutzt wird, doch außerhalb des Wanderwegs liegt noch viel Wald, der nie betreten wird..
Man sagt, dort hausen Fabelwesen, die einen in die Irre führen.
Andere sagen, die Wesen kommen des Nachts heraus und treiben ihr Unwesen..
So genau ist nicht klar, was wirklich dort ist.
Es soll Leute gegeben haben, die versucht haben es heraus zu finden, doch angeblich ist nie jemand zurück gekehrt.
Ansonsten ist es ein sehr schöner Wald, bei dem es sich eigentlich lohnt, ihn zu besichtigen.
Irgendwo inmitten des Waldes steht ein altes verlassenes Schloss, versteckt von Bäumen. Es gibt Geschichten von diesem Schloss, doch kaum jemand glaubt daran und noch weniger Leute trauen sich so weit in den Wald hinein.

Die Blätter der Bäume fingen den Grossteil des Regens auf. Vereinzelt vielen ein paar
Regentropfen auf den Grund. Müde durch das Gerenne, setzte sich Miya auf einen
Baumstumpf. Das feuchte Moos war ihr auch schon egal. "Ich.." sie nahm ein paar
Atemzüge bevor sie weiterredete. "Ich hatte nur Lust auf frische Luft, nicht mehr."
Etwas tiefer im Wald knackste es. Sie zuckte sofort zusammen. "Also es wartet ein
Kater zu Hause auf mich." Ein beissender Schmerz machte sich in ihrem
Arm breit. "Ah, und das muss richtig verarztet werden bevor ich an einer lächerlichen
Blutvergiftung zu Grunde gehe." Sie fuchtelt mit ihrerm Arm vor ihrem Gesicht
rum und lachte ein wenig verlegen. Gleich im nächsten Moment wurde sie wieder ernst und wollte Maru etwas fragen. "Die Decke.. wo schläfst du wirklich?"
In der Dunkelheit erkannte sie nicht mehr als seine Umrisse.

"Warum denkst du hol ich meine Decke vom Friedhof? Ich hab
mir ein freies Grab gesucht und mich dort eingenistet, was
anderes hätte ich auch nicht machen können, niemand lässt
einen Fremden ohne Geld bei sich schlafen, so ist das heutzutage."

Ein lauter Donner unterbrach die Stille zwischen den beiden.
"Nun gut, Miya, lass uns ein wenig weiter gehen, geht das mit deinem
Arm? Wickel irgendwas um die Wunde." Er hatte den Plan mit ihr
zum Schloss zu gehen, besser als der nasse Wald und warm war es dort sicherlich auch.
Alleine das Schloss zu betreten wär schlicht lebensmüde, man sagt es sei ein Tor
zu einer anderen Welt, so würde er immerhin nicht alleine sterben.

"Die Uhrzeit und das Wetter werden ihr
sowieso keine andere Wahl lassen" Flüsterte er, gefolgt von einem
diabolischen Lachen.

Sie lächelte dreist. "Nenn mir einen Grund warum ich mit dir mitgehen soll?
Dass du mich als so gutgläubig einschätzt ist wirklich befremdend.
Und mich in dieses Schloss mitnehmen zu wollen ist mehr als
nur obskur. Was willst du?" Ihr Verband war getränkt in ihrem eigenen
dunklen Blut. In langen Rinnsalen lief es an ihrem Arm herunter, vermischt mit
dreckigem Regenwasser, bis es in den nassen Erdboden tropfte. Der Blutverlust liess sie müde werden. Noch länger, und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie umfällt.
Und im Wald verblutet."Was für ein jämmerlicher Tod das wäre."
dachte sie und musste den Kopf darüber schütteln.

"Nun ja, wenn du mir nicht folgst wirst du höchstwahrscheinlich verbluten,
falls du mir aber folgst werde ich die Blutung stoppen."
Er ging zu Miya, holte die Decke hervor und umwickelte ihren Arm,
sie konnte sich nicht mal mehr wehren so schwach war sie.
"Kannst du überhaupt noch stehen?" So eine Situation war recht neu für ihn
und er stellte sich eher unbeholfen an. "Hast du in deinem Haus einen
Verbandskasten? Spring auf und ich trag dich heim." Er handelte als
wären sie schon seit Jahren Freunde. "Denk aber nicht ich wäre nett
oder sonstiges ...


du Tollpatsch" Sein Vorhaben das Schloss zu betreten müsste er
wohl verschieben, er konnte sie hier nicht einfach sterben lassen.

Sie war froh Nachts das Schloss nicht betreten zu müssen.
Den Weg bis dorthin hätten sie nicht überlebt. Wahrscheinlich
wären sie einen Hang runtergefallen oder sonstiges.
Eigentlich hatte sie ja einen kleinen Ausflug mit Senko dahin geplant,
also konnte sie sich das sparen im Regen raufzuwandern. Nachts.
"Ich.. ich brauch keine Hilfe!" antwortete sie schroff und
versuchte vorzulaufen. Sie war schwach, und dieses Gefühl
hasste sie. Verletzlich zu sein. So leicht wollte sie nicht locker lassen.
"Danke, aber ich schaff es schon selbst, allein nach Hause zu kommen!! Nichts leichter als d-" sie sackte ein.
Weisse Flecken schwirrten vor ihren Augen. Alles drehte sich,und dann war es schwarz.

Er konnte sie noch im letzten Moment auffangen bevor ihr Körper auf den
Boden traf. "Verdammt, Starrkopf." Ihr Körper war überraschend leicht,
er nahm sie in die Arme und ging, mit einem sehr unwohlen Gefühl,
in Richtung Fabrikhalle. Die Verletzung hat aufgehört zu bluten, er erhoffte
sich eine Waschmaschine für seine Decke und einen warmen Platz zum
schlafen. "Es gibt auch Vorteile einem Menschen zu helfen." Nachdem er mit ihr
den Wald verließ wechselte er die Straßenseite um den Kontakt mit dem
Spion, der sie zuvor am Friedhof beobachtete, zu vermeiden. "So, da wären
wir fast." Sagte er zu der schlafenden Miya, "solch ein temperamentvoller
Mensch sieht im Schlaf richtig süß aus." Er lachte ein wenig und hörte in der
Ferne jemanden Gitarre spielen, es kam definitiv aus der Fabrik.

([kurz vor der] Fabrikhalle)